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Warpath – Fate of the Forgestar Review

Auf der diesjährigen Spiel in Essen habe ich es geschafft, eine der ersten Starterboxen für Mantics Massen-Sci-Fi-Tabletop Warpath (Bild: Mantic Games) zu ergattern. Zum Teil, weil ich billige Orks wollte, die ich für 40k verwenden kann, aber größtenteils, weil ich wirklich eine gewisse Hoffnung in dieses Spiel gesteckt habe. Es gibt zur Zeit zwar sehr viele Tabletops, aber die meisten bewegen sich auf einem Skirmish-Level, was bedeutet, dass sich Schlachten meist in einem Mikroregelwirr totlaufen. Die Aussicht auf ein System neben 40k, in dem man mit großen Armeen gegeneinander antritt, war daher für mich sehr verlockend, obwohl die Beta-Version der Regeln(geschrieben übrigens von Ex-GW Mitarbeiter Alessio Cavatore) noch gravierende Schwächen aufwies, vor allem, weil sie nur ein kaum veränderter Abklatsch der Kings of War-Regeln waren. Aber wie heißt es so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt. Also: Hat mich Warpath beeindruckt oder werde ich nie wieder einem Italiener vertrauen können? Die Antwort gibt es in vier Einzelschritten.

1. What´s in the Box?

Das “Fate of the Forgestar” Starterset enthält 55 Infantriemodelle(40 Marauders, 15 Forgefathers), zwei Fahrzeuge, zehn Würfel, eine gedruckte Ausgabe der 1.Edition der offiziellen Regeln sowie einen Übersichtszettel, auf dem die Werte für alle in der Box enthaltenen Modelle und ihre Waffen aufgeführt sind. Die Box gibt es für 65 Euro(60 Euro Messepreis) und wenn man wie ich eines der ersten Exemplare kauft, bekommt man noch 5 Plastik-Forgefathers umsonst dazu. Bei unter einem Euro pro Miniatur kriegt man also extrem viel für sein Geld. Die Frage ist: Wie sehen die Dinger aus?

2. Die Miniaturen

Die Marauders

Ohne viel Drumherum: Ich mag die Marauderminiaturen. Sie sind kleiner und dürrer als die 40k Orks, aber das gefällt mir. Es erinnert mich an die Gorkamorka-Figurenreihe und es gibt ihnen einen fiesen, hungrigen Look. Man merkt zwar, dass Mantic bei den Marauders Teile ihrer “Kings of War”- Orkreihe recycelt hat, aber es passt perfekt: zerlumpte Krieger, gekleidet in Teile archaischer Rüstungen und bewaffnet mit Keulen, Messer und den seltsamsten Feuerwaffen, die ich je gesehen habe- so müssen Orks aussehen! Ernsthaft: Nur eine einzige der Waffen aus den Gußrahmen sieht auch nur halbwegs so aus wie eine normale Schußwaffe. Ansonsten schleppen die Marauders ein Arsenal aus grotesken Energiepistolen, Handflammenwerfer und Säurespuckern mit sich rum, wobei ich hier rate was was ist, da bei keiner Waffe die Funktion irgendwie erkennbar ist. Das Fahrzeug der Marauder ist ein Dragster-ähnlicher Buggy mit einem Raketenwerfer und einem Bordschützen. Es sieht komplett nach Mad Max aus und hat genau den gleichen orkigen Charme wie die Infanterie, was einen fast traurig macht, das Buggys bei 40k so grottenschlecht sind. Zusätzlich habe ich sogar noch einen Marauder Warlord aus Zinn gekauft und er ist definitv ein würdiger Anführer: fast doppelt so groß wie ein normaler Marauder, bewaffnet mit einer überdimensionalen Maschinenpistole, einer Energieklaue und ihn einer Pose, als ob er gerade zum Schlag ausholt. Es ist sicher Geschmackssache, aber mir gefallen die Marauders. Sicher, man würde sich hier und da etwas mehr Details bei den Modellen wünschen aber im Großen und Ganzen sind es sehr schöne und vor allem stylische Figuren.

Die Forgefathers

Seit Games Workshop nach der zweiten Edition die Squats entnervt aus ihrem Fluff getilgt und ihre Heimatwelt von den Tyraniden hat fressen lassen, war es ruhig geworden um das Konzept von Zwergen im Weltall. Jedenfalls bis jetzt, denn Mantic, eine Firma die, wie zuletzt mit den KoW Chaoszwergen, gerne alles weiterführt was GW vergessen will, hat sie als Startervolk auserkoren. Über die Forgefathers gibt es nicht so viel zu sagen wie über die Marauders, vor allem, da mir Vergleiche fehlen. Es sind Zwerge im Weltall. Kleine Typen in schweren Rüstungen, die futuristische Gewehre schwingen. Die Qualität variiert hier stark nach Einheitentyp. Die mit schweren Waffen bestückten Stormrage Veterans sind Modelle aus Plastikresin und so etwas wie das Aushängeschild der Forgefathers Modellreihe. Sie sind sorgfältig gegossen, wobei allerdings zu sagen ist, dass der Detailgrad deutlich unter dem von GW-Produkten liegt. Die Einheit besteht aus zwei Modellen mit Automatikkanonen, zweien mit Hitzelanzen und einem Anführer, der optional mit einem Energiehammer ausgerüstet werden kann. Das normale Frontfußvolk ist aus gewöhnlichem Plastik und besteht, wie auch die Marauders, zum Teil aus Kings of War-Teilen. Während es bei den Marauders allerdings gewollt und stilistisch passend aussieht, sticht es hier seltsam heraus, dass die Zwerge von vorne einen futuristischen Körperpanzer tragen, von hinten aber nur leichte Stoffkleidung. Das Fahrzeug der Forgefathers ist eine auf Ketten fahrende Salvenkanone, ebenfalls aus Plastikresin, ein passender Zusatz für dieses technologieaffineVolk. Obwohl die Modelle in punkto Stil und Qualität den Marauders deutlich unterlegen sind, sind sie für Leute, die den alten Zeiten der Squats nachtrauern, definitiv eine Überlegung wert.

3. Die Regeln

Das ist der Punkt, auf den ich am gespanntesten war. Alessio hatte immer wieder bei Beasts of War und auf der Manticseite davon gesprochen, die unausgegorenen Betaregeln noch deutlich zu verändern. Einige der komplett sinnlosen Regeln sind entfernt worden und es wurde ein neues Nerve-System eingeführt, aber dafür sind jetzt andere Regeln durch die Veränderungen sinnlos geworden. Das Spiel leidet darunter, dass man einfach das Kings of War-Regelwerk als Grundstock genommen hat. Denn während Kings of War ein zumindest solides Spiel ist, wirkt Warpath seltsam steif und undynamisch und das ist noch das geringste der Probleme. Mantic Games weist zwar immer darauf hin, dass sie das Spiel zusammen mit der Community weiterentwickeln wollen, aber dafür müssten sie wenigstens ein tragfähiges Gerüst liefern. Marauders haben schlicht und einfach keine Chance. Beschuss, gerade der der Forgefathers, die unnötigerweise bei fast allen Schusswaffen mindestens +1 auf den Verletzungswurf bekommen, ist einfach übermächtig und durch die Option, das Feuer aufzuteilen kann schon ein einziger “Stormrage Veterans”-Trupp ganze Armeen vernichten. Sicher, Marauders bekommen dafür +1 auf den Verletzungswurf im Nahkampf-sofern sie da jemals ankommen, was sie nicht tun und wenn doch, dann so angeschlagen, dass sie vielleicht noch eine Runde durchhalten bevor die Zwerge sie in Stücke schießen, da es kein “im Nahkampf gebunden” gibt. Das ganze System ist, mit allen Regellücken und den unbalancierten Einheiten schlicht und einfach nicht spielbar. Und ich muss wohl keinem erklären, dass man, wenn man als Fan ein Spiel weiterentwickeln möchte, zuallererst mal in der Lage sein sollte, dieses Spiel tatsächlich auch zu spielen. Dieses Durcheinander aus halbgaren Designnotizen, unbescheiden “erste Edition” betitelt, ist dabei auf jeden Fall so hilfreich wie ein von Alessio Cavatore handgeschriebener Zettel mit den Worten “Macht euren Scheiß doch alleine, Freunde!”.

Aber wer weiß, vielleicht kommt das dann in der zweiten Edition…

4. Fazit:

Ich wollte Warpath wirklich gut finden. Okay, das klingt jetzt vermutlich vernichtender an, als es soll. Die Miniaturen sind zwar nicht auf GW Standard, aber sie sind gut und ich mag den Flair der Modelle sehr, die Fragmente, die vom Fluff bekannt sind, wirken originell und interessant und der Preis ist wirklich nicht zu schlaen, aber wie bereits gesagt: Die Regeln sind unspielbar. Ich hoffe zwar, dass sich Warpath über die Zeit entwickelt und zu einem einfachen, aber taktisch tiefen Spiel wird(und ich glaube, dass es definitiv möglich ist), aber im Moment ist davon noch nichts zu sehen. Also: Wenn ihr für vergleichsweise wenig Geld einige interessante Miniaturen kaufen wollt, Squat-nostalgisch seid oder dringend Orks braucht, um die 200-Mann Horde eurer Träume aufzubauen, ist das Warpath-Sortiment eine gute Option. Sucht ihr allerdings ein dynamisches Massentabletop, das nicht von GW ist und das Einfachheit mit Spielspass verbindet: Sucht weiter!

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2 Kommentare zu “Warpath – Fate of the Forgestar Review”

  1. haiopaih says:

    Sehr schönes Review, vielen Dank dafür.
    Schade, dass Warpath (noch?) kein ernsthafter 40k-Konkurrent ist. Denn ein echtes Konkurrenzprodukt hätte GW vielleicht irgendwie aufrütteln können…

  2. Warlock Tony says:

    In der Tat sehr gutes Review. Ich persönlich finde die Orks nicht so toll, mir sind die zu klein. Und da auch die Regeln ja wohl nichts taugen, ist das Spiel erstmal für mich gestorben. Mal gucken, was die noch so herausbringen. Zwei weitere Völker sind ja scheinbar noch in der Entwicklung.